Auf dieser Seite möchten wir Euch Jüdinnen und Juden vorstellen, die im Kölner Karneval in der Organisation und/oder auf der Bühne aktiv waren.
Die Liste wird im Laufe der Zeit wachsen, da die Recherche Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Somit lohnt sich ein regelmäßiger Besuch um immer neue Menschen kennenzulernen, die Köln und den Karneval geliebt haben.
Aus Datenschutzgründen werden wir an dieser Stelle nur die Namen, Lebensdaten und einige kurze Informationen aufzeigen können, haben aber im Einzelfall noch viele andere Dokumente, Bilder etc. sammeln können. Wer hier weitergehendes Interesse hat, kann uns natürlich gerne anschreiben. Auf der anderen Seite sind wir sehr an jeder Information interessiert, die Dir eventuell vorliegt.
Blumenthal, Ernst (Ernest)
geboren am 02.11.1897 in Köln
verstorben am 15.02.1976 in Studio City/Kalifornien (USA)
Capell, Norbert
geboren am 22.01.1847 in Jülich
verstorben am 29.12.1927 in Köln
Norbert Capell heiratete die Tochter von Joseph Salomon. Genau wie sein Schwiegervater engagierte er sich im Kölner Karneval. 1905 finden wir ihn anlässlich des 25jährigen Jubiläums der “Kölner Narren-Zunft von 1880” als Senator bzw. Ehrensenator. Noch Mitte der 1920er Jahre war er unter den Karnevalisten so bekannt, dass er im zentralen Überblickswerk zur Wiedergeburt des Karnevals 1925/1926 eigens erwähnt und mit einem Portraitfoto bedacht wurde. Noch im Alter von fast 80 Jahren trug er Lieder bei der “Narrenzunft” vor und wurde aufgrund seines langjährigen Engagements zum Ehrenamtsmeister ernannt. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof Köln-Deutz.
Goldschmidt, Moritz
geboren am 08.04.1897 in Essen
verstorben am 04.08.1954 in San Remo (Italien)
Heinen, Alfred (eigentlich Levy, Alfred)
geboren am 25.08.1880 in Mönchengladbach
ermordet am 09.07.1943 im KZ Sobibor
Heinen wurde als Alfred Levy in Mönchengladbach geboren und erlernte nach dem Schulbesuch den Kaufmannsberuf. Seine Bühnenlaufbahn begann um 1900 mit einer Statistenrolle an einem Kölner Theater. Sein erstes Engagement als Unterhaltungskünstler bekam er am Varieté im Hotel „Clevescher Hof“ in Elberfeld. Von da ab nannte er sich Alfred Heinen und wurde Varietésänger. Seine Erfolge in diesem Fach verhalfen ihm bald zu Engagements auch außerhalb des Rheinlandes, zum Beispiel in Hamburg und in Berlin, wo er auch im Varieté Wintergarten auftrat.
Vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten arbeitete Heinen in einer Bar in der Zeppelinstraße zu Köln als Sänger und Parodist. Im Juli 1933 musste er mit seiner Familie Deutschland verlassen und floh nach Holland, wo er in Amsterdam in der Velazquezstraat 19 Wohnung nahm und wieder Beschäftigung als Unterhaltungskünstler fand. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Holland wurden er und seine Frau Selma am 9. Januar 1943 vom Durchgangslager Westerbork aus in das Lager Sobibor verschleppt und dort umgebracht . Ihre Tochter Margot starb am 30. November 1943 in Auschwitz.
(Quelle: Wikipedia)
Jülich, Emil
geboren am 27.02.1854 in Godesberg
verstorben am 31.08.1923 in Köln
Dichter und Komponist zahlreicher kölscher Lieder (z.B. “Ov krüzz oder quer”) und Ehrensenator der Kölner Narren-Zunft von 1880 e.V.
Bestattet auf dem jüdischen Friedhof Köln-Bocklemünd.
Oppenheim, Simon (Freiherr von)
geboren am 21.05.1803 in Köln
verstorben am 24.12.1880 in Köln)
Eines von zwölf Kindern von Salomon Oppenheim, dem Gründer des gleichnamigen Bankhauses. Späterer Teilhaber der Bank. Beim Kölner Maskenumzug im Jahre 1824, also quasi dem frühen Vorläufer des heutigen Rosenmontagszug, verkörperte Simon Oppenheim als “Venetia”, die Braut des “Helden Carneval”. Er stellte diese Figur mehrere Jahre nacheinander dar. 1867 wurde er in den österreichischen Freiherrenstand erhoben und ein Jahr später als erster Jude auch in Preußen von Wilhelm I. in den preußischen Freiherrenstand. Das Grab von Simon Oppenheim befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Deutz.
Reger, Julius (eigentlich Levy, Julius)
geboren am 18.08.1885
verstorben am 09.12.1945 in Los Angeles (USA)
Jüngerer Bruder von Alfred Heinen. Opernsänger in Köln und andern Orten. Hofopernsänger von Sachsen-Altenburg. Trat oft bei Karnevalssitzungen und anderen kölschen Kulturveranstaltungen auf. Nach 1933 im Jüdischen Kulturbund aktiv. Gelangte im Sommer 1941 über Frankreich in die USA.
Rutkowsky, Julius
geboren 29.05.1891 in Grajewo (Russisch-Polen)
ermordet 1942 im KZ Majdanek
Rutkowksy, Rosel (verh. Rosel Lyon)
geboren am 26.10.1896 in Köln
verstorben am 06.06.1990 in Dude, Florida (USA)
Salomon, Max
geboren am 03.06.1886 in Köln
verstorben am 03.03.1977 in Los Angeles (USA)
Max Salomon war Gründer und legendärer Präsident des “Kleinen Kölner Klubs K.K.K.”. Wir werden in Kürze an dieser Stelle auf seine Biografie eingehen.
Salomon, Wilhelm
geboren am 20.02.1893 in Köln
verstorben am 09.01.1977 in Ra’anana (Israel)
Bruder von Max Salomon und einer der Aktiven des Kleinen Kölner Klubs (K.K.K.)
Stein, Norbert
geboren am 16.03.1879 in Köln
verstorben am 30.03.1949 in Luzern (Schweiz)
Als Humorist und sog. “Blitzdichter” war Norbert Stein in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren ein gefeierter Bühnenkünstler, der in den bekanntesten Varietés und Kabaretts im gesamten deutschsprachen Raum ein und aus ging. Auch im Kölschen Fastelovend war er eine feste Größe. Wenige Wochen nach der Machtübernahme durch die Nazis erhielt er ein allgemeines Auftrittsverbot und konnte nur noch in jüdischen Kreisen künstlerisch tätig sein. 1938 flüchteten er und seine Frau Katharina in die Schweiz, wo er 1949 nach längerer Krankheit verstorben ist. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Luzern. Katharina Stein kehrte 1952 nach Köln zurück.
Tobar, Hans David
geboren am 28.04.1888 in Köln
verstorben am 04.04.1956 in New York City (USA)
Hans David Tobar wurde am 28.04.1888 als eines von zehn Kindern in Köln geboren. Mit 14 Jahren ging er in eine kaufmännische Lehre, etwa zur gleichen Zeit begann er bei Veranstaltungen jüdischer wie nicht-jüdischer Vereine aufzutreten. Im Alter von 17 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt im Kölner Karneval, wo er sich schnell etablierte. Im Ersten Weltkrieg diente Hans Tobar als Sanitätssoldat, danach setzte er seine Auftrittstätigkeit auf den Kölner Bühnen und im Karneval fort. Im Februar 1924 heiratete er die 1900 in Minsk geborene Ursel Schulames Dyrektorowitsch. Noch im selben Jahr wurde ihr Sohn Theodor Max Tobar in Bremen geboren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Köln, hier kam 1926 die Tochter Lieselotte (Lilo) Tobar zur Welt. In den folgenden Jahren verbrachte die Familie die Sommermonate auf Norderney. Neben seinen Auftritten in den Theatern der Insel veranstaltete Hans Tobar kölnische Karnevalssitzungen, unter anderen mit Willi Ostermann. Während der Wintermonate kehrte die Familie nach Köln zurück, wo Hans Tobar zu einem der erfolgreichsten Bühnenkünstler der Stadt avancierte. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich die Situation für die Familie schlagartig. Die Engagements blieben fortan aus und 1934 endeten die Sommeraufenthalte auf Norderney, als die Insel sich das Siegel „Nordseebad Norderney ist judenfrei“ gab. Bis Ende der 1930er Jahre war Hans Tobar noch bei Veranstaltungen des „Jüdischen Kulturbunds Rhein-Ruhr“ zu sehen, wo auch seine Kinder Theodor Max und Lieselotte zweitweise gemeinsam mit ihm auftraten. Kurz nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges gelang es der Familie im Dezember 1939, über Rotterdam in die USA zu emigrieren. Auch hier blieb Hans Tobar dem Karneval verbunden, indem er für die deutsche Gemeinschaft rheinisch-karnevalistische Programme aufführte. Ursel Tobar starb 1940 bei der Geburt des dritten Kindes, ihr Ehemann folgte ihr 1956.
(Quelle: www.ns-dok.de, NS Dokumentationszentrum Köln)